Die Nacht des 7. Dezembers 2024 verlief für die Syrer in Deutschland und weltweit zunächst wie jede andere. Doch dann verbreiteten sich Nachrichten, dass die Oppositionskräfte schnell die Hauptstadt Damaskus erreichten, sie umzingelten und sich auf Überraschungen vorbereiteten. Man erwartete heftige Kämpfe mit den Regierungstruppen, die sich aus Aleppo und Homs zurückgezogen hatten und offenbar nach Damaskus verlegt worden waren. Die Hauptstadt selbst hatte sich mittlerweile – gemeinsam mit den dort stationierten Truppen – in eine Festung verwandelt.
Doch die Nachricht vom Rückzug der Präsidentschaftsgarde aus dem syrischen Präsidentenpalast, gefolgt von Berichten über die Einnahme des syrischen Rundfunk- und Fernsehzentrums am Umayyaden-Platz durch die Opposition, überraschte alle. Dieses Zentrum war eines der wichtigsten Instrumente des syrischen Regimes und lag zwischen mehreren zentralen Sicherheitseinrichtungen des Landes. Diese Entwicklungen ließen viele Syrer gebannt vor ihren Bildschirmen sitzen oder in den sozialen Medien mit großer Spannung die Ereignisse verfolgen. Sie konnten kaum glauben, was sie sahen.
Um genau 2:10 Uhr morgens deutscher Zeit verbreitete sich über die wichtigsten arabischen Nachrichtensender die Meldung, die alle den Atem anhalten ließ: „Die syrische Opposition ist in Damaskus und sucht nach Baschar al-Assad.“ Gleichzeitig wurden Bilder von Menschenmengen am Umayyaden-Platz gezeigt. Diese seltenen Szenen waren ein klares Zeichen für den Zusammenbruch der Sicherheitsstrukturen in der Hauptstadt und ein Hoffnungsschimmer, der die Menschen optimistisch und gespannt machte.
Während dieser angespannten und hoffnungsvollen Stunden kam um 3:57 Uhr morgens deutscher Zeit die entscheidende Nachricht: „Syrien ohne Baschar al-Assad.“ Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Immer mehr Syrer strömten zum Umayyaden-Platz, um die Befreiung von der Tyrannei zu feiern. Mit den ausgestrahlten Bildern wurde den Syrern in der Diaspora klar, dass die Nachricht wahr war. Inmitten dieser plötzlichen Entwicklungen tauschten sie freudig Nachrichten und Glückwünsche aus. Es war eine der schönsten und unvergesslichsten Nächte ihres Lebens – ein lang ersehnter glorreicher Morgen.
Mit Beginn des Tages füllten sich die Straßen von Damaskus, und der Umayyaden-Platz war überfüllt von Menschen, die das Ende der Unterdrückung feierten. Tausende Syrer im Exil freuten sich über diesen Sieg, und in ganz Europa fanden Feierlichkeiten statt. Eine zuvor geplante Demonstration zur Unterstützung der syrischen Opposition und zur Verurteilung des faschistischen Regimes auf dem Oranienplatz in Berlin verwandelte sich in eine Freiheitsfeier. Laut einem der Organisatoren nahmen daran Tausende teil – ein Vielfaches der ursprünglich erwarteten Zahl.
Der Morgen der Freiheit, auf den die Syrer so lange gewartet hatten und für den sie zehntausende Opfer und Gefangene gegeben hatten, war endlich gekommen. Der Sturz des brutalen Regimes in Syrien geschah dramatisch und überraschend schnell. Die Militäroperation der bewaffneten Oppositionskräfte und der Hayat Tahrir al-Sham am 27. November, die den Namen „Abschreckung der Aggression“ trug, war eine Antwort auf die „Eskalation und intensiven Bombardierungen, einschließlich Kamikaze-Drohnenangriffe auf Zivilisten in angrenzenden Dörfern“, wie einer ihrer Führer erklärte. Mit der schnellen Einnahme von Aleppo, gefolgt von Hama und Homs, sowie Berichten über den rückzug der Regierungstruppen wurde deutlich, dass das Regime weder kampfbereit noch kampfwillig war. Zuvor hatten sich die beiden wichtigsten Verbündeten des syrischen Regimes, Iran und Russland, nur zögerlich bereit erklärt, schnell Unterstützung zu leisten. Interne und regionale Umstände ebneten den Weg für die Opposition, Damaskus zu erreichen.
Während der fast 14 Jahre dauernden syrischen Revolution, die am 15. März 2011 begann, hatten die Syrer unter den schlimmsten Formen des Krieges gelitten. Ihre Häuser wurden zerstört, ihre Kinder getötet, und ihre Städte lagen in Trümmern. Zehntausende wurden verhaftet, gefoltert und in Gefängnissen getötet. Sie wurden auf offener Straße exekutiert, Opfer von Massakern und chemischen Waffenangriffen. Sie litten unter Belagerung, Hunger und Vertreibung – all das mit dem Ziel, sie zu brechen, während die Welt unfähig war, das tägliche Massaker an ihnen zu beenden.
Dennoch eroberten sie ihre Freiheit mit eigenen Händen. In jener Nacht des 7. Dezembers 2024, als die syrischen Oppositionskräfte Damaskus betraten und Syrien seine erste Nacht ohne Baschar al-Assad erlebte, schrieb sich diese Nacht als eine der bedeutendsten in die Geschichte ein!