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Hölle von Saidnaja und das Schweigen der Welt

by Mohamad Alsheikh

Das Saidnaja-Gefängnis war schon immer ein Symbol für unerträgliche Grausamkeit. Es ist nicht nur ein Ort der Inhaftierung, sondern eine Hölle auf Erden. Die Stadt Saidnaja liegt nördlich der syrischen Hauptstadt Damaskus, etwa 30 Kilometer entfernt. Sie ist eine touristische und historische Stadt, bekannt für ihre geografische Lage und ihre Höhe von 1450 Metern über dem Meeresspiegel. Saidnaja ist reich an bedeutenden Sehenswürdigkeiten wie dem Kloster der Heiligen Jungfrau Maria, einem der ältesten christlichen Klöster der Welt, das die Stadt zu einem wichtigen religiösen und touristischen Ziel gemacht hat.

Doch diese Stadt, die für ihre spirituellen Wahrzeichen bekannt ist, wurde in den 1980er Jahren mit einer schmerzhaften Erinnerung verknüpft: der Gründung des Saidnaja-Militärgefängnisses. Dieses Gefängnis wurde 1987 unter Hafiz al-Assad als militärische Einrichtung errichtet. Ursprünglich für militärische Häftlinge konzipiert, entwickelte es sich unter Baschar al-Assad zu einem der grausamsten Haft- und Folterzentren der Welt. Das Gefängnis wurde zu einem Symbol brutaler Unterdrückung, in dem Tausende von Gefangenen unvorstellbare Qualen und Misshandlungen erlebten. Es ist ein „menschlicher Schlachthof“, in dem grundlegende Menschenrechte ohne jegliche Hemmungen oder Rücksicht verletzt werden.

Trotz dieses unbeschreiblichen Leids war das Schweigen der Welt über die Gräueltaten von Saidnaja schockierend. Wie kann man diese Verbrechen ignorieren, während eine einzelne Tragödie, wie das Ertrinken des kurdischen Jungen Alan an der griechischen Küste, eine weltweite mediale Erschütterung auslöste? Das Bild von Alan bewegte die Welt und berührte die Herzen von Millionen, doch die Tausenden, die in Saidnaja zu Tode gefoltert wurden oder immer noch vermisst werden, erhielten nicht dieselbe Aufmerksamkeit. Warum werden einige Tragödien als große humanitäre Angelegenheiten behandelt, während andere – obwohl sie größer und grausamer sind – nicht denselben Grad an Empörung hervorrufen?

Zudem sehen wir, dass die Verantwortlichen für diese Verbrechen weiterhin auf freiem Fuß sind. Vom Staatschef Baschar al-Assad bis hin zu den Mitgliedern seines Sicherheits- und Militärapparats, von denen viele ins Ausland geflohen sind. Diese Verbrecher entziehen sich weiterhin der Gerechtigkeit, ohne dass internationale Menschenrechtsorganisationen spürbare Maßnahmen ergreifen, um sie zur Rechenschaft zu ziehen. Dieses Versagen stellt die Welt vor eine tiefgreifende moralische Frage: Wo bleibt die Gerechtigkeit? Und wie kann das menschliche Gewissen diese Straflosigkeit akzeptieren?

Westliche Medien und Saidnaja

Was den Schmerz noch verstärkt, ist die oberflächliche Berichterstattung westlicher Medien, insbesondere der deutschen, wie etwa des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), über die Tragödie von Saidnaja. Anstatt dieses menschliche Desaster in den Mittelpunkt zu rücken, wurde es nur flüchtig behandelt. Es wäre möglich gewesen, das Leid der Gefangenen und ihrer Familien hervorzuheben, doch der Schwerpunkt lag stattdessen auf anderen Themen, wie der möglichen Rückführung syrischer Flüchtlinge nach dem Sturz des Regimes.

Nach dem Sturz des syrischen Regimes am 9. April 2024 waren die Berichte von ZDF eher oberflächlich; sie konzentrierten sich auf die Situation der Syrer in Deutschland oder die Möglichkeit ihrer Rückkehr nach Syrien, anstatt das Ausmaß der Grausamkeit und des menschlichen Schocks, den Saidnaja hinterlassen hat, ins rechte Licht zu rücken. Diese mediale Ignoranz vertiefte die syrische Wunde und verpasste eine historische Chance, das Leid von Saidnaja der Welt zu vermitteln.

Am 10. Dezember 2024 veröffentlichte der Sender ZDF einen schriftlichen und visuellen Bericht über die im Saidnaja-Gefängnis begangenen Verstöße. Obwohl der Bericht versuchte, einige der dunklen Aspekte dieses Gefängnisses offenzulegen, mangelte es ihm an ausreichender Tiefe, um die Geschichten der Häftlinge und ihr Leid umfassend zu dokumentieren.

Eine strahlende Zukunft für Syrien

Trotz all dieser Tragödien hält das syrische Volk heute an der Hoffnung auf eine bessere Zukunft fest. In einem Interview mit dem amerikanischen Sender CNN am 6. Dezember 2024 hob Ahmed al-Sharaa, bekannt als „al-Joulani“ und Anführer der Hayat Tahrir al-Sham, das nationale Projekt hervor, das die syrische Opposition umzusetzen versucht. Al-Sharaa erklärte, dass das Projekt der bewaffneten Opposition darauf abzielt, eine Übergangsregierung zu schaffen, die alle Teile der syrischen Gesellschaft repräsentiert, und den Weg für einen modernen, zivilen Rechtsstaat zu ebnen, der die Vielfalt der syrischen Gesellschaft respektiert.

Er betonte außerdem, dass dieser Staat die Rechte aller Minderheiten garantieren, die Kriegsfolgen beseitigen und die Infrastruktur wieder aufbauen werde, um Syrien in einen prosperierenden Staat zu verwandeln, der seinen Platz als Leuchtturm von Wissenschaft und Kultur im Nahen Osten wiedererlangt.

Ich glaube, dass das syrische Volk mit Hoffnung auf diese Projekte blickt und die internationale Gemeinschaft, insbesondere die westlichen Länder, dazu aufruft, es in dieser entscheidenden Phase zu unterstützen. Der Wiederaufbau Syriens, die Heilung seiner Wunden und die Reparatur der zerstörten Infrastruktur sind wesentliche Schritte, um eine strahlende Zukunft zu schaffen, die den Opfern und dem Widerstand des syrischen Volkes gerecht wird.

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